Seit 20 Jahren fahren wieder Züge auf der Strecke Tondern-Niebüll; ein Musterbeispiel einer erfolgreichen Wiederbelebung des Schienenverkehrs*
Nach 30 Jahren Stillstand fahren seit 2000 wieder Züge zwischen Tondern und Niebüll. Am Donnerstag 02.07.2020 wurde das Jubiläum auf dem Bahnhof in Tondern im kleinen Rahmen gefeiert. Das grenzüberschreitende Angebot findet immer größeres Interesse. Doch die Betreiber möchten schneller fahren. So könnte die Anzahl Reisender pro Jahr auf über 120.000 steigen.
10.000 Fahrgäste im ersten Jahr
Heute bedienen die Norddeutsche Eisenbahn Niebüll GmbH (NEG) und die dänische Privatbahn Arriva die Strecke. Während der ersten Jahre wurde die Verbindung lediglich in den Sommermonaten angeboten. Etwa 10.000 Fahrgäste nutzten die Strecke im ersten Jahr. Im Folgesommer 2001 verdoppelte sich das Fahrgastaufkommen auf 20.000 und stieg kontinuierlich an. Aufgrund des großen Zuspruchs wurde der Verkehr ab 2003 auf einen Ganzjahresbetrieb erweitert.
Seit 2010 erfolgt die schrittweise Umstellung des Betriebs auf einen durchgehenden Verkehr von Niebüll über Tondern bis nach Esbjerg. „Nun sind es fast 90.000 Reisende, rund vier Prozent Wachstum pro Jahr. Und wir rechnen für die Zukunft mit noch mehr Passagieren“, freut sich NEG-Direktor Ingo Dewald.
Im Kontext des dänischen Signalprogramms haben Banedanmark und NEG die Ausrüstung mit dem europäischen System ETCS vereinbart. Besprochen war auch die Beschleunigung im Zuge des dänischen Programms zur Beschleunigung einzelner Strecken. Hierfür sollte die Geschwindigkeit zwischen Esbjerg und Niebüll durchgehend auf 120 km/h erhöht werden. Heute sind es 80, teilweise 60, 75 und 100 km/h. Der langsamste Abschnitt ist der vom Bahnhof Tondern bis zur Grenze mit nur 60 km/h.
Der NEG geht es zu langsam
Im Rahmen der vierjährigen Vorbereitung für den Planfeststellungsantrag hatte die NEG viele Voruntersuchungen für die schleswig-holsteinische Seite betrieben. „Wir haben Tiere gezählt, Bürgerversammlungen und Schallmessungen durchgeführt. Dass einige Nachbarn kritisch sind, kann man ja verstehen“, meinte Dewald. Genau zum 20. Jahrestag sei der Antrag versandbereit an das Kieler Amt für Planfeststellung Verkehr gegangen.
Kürzere Reisezeiten seien ganz im Interesse der Kommune. Je schneller, desto besser für Tondern. Er sei selbst die Strecke bis nach Niebüll gefahren, in einem sehr gemächlichen Tempo. Und die Weiterfahrt bis Hamburg dürfe auch gerne etwas schneller sein. Ab Hamburg habe man freien Zugang zum gesamten europäischen Bahnnetz. „Jede Art von Verbesserung der Infrastruktur bedeutet etwas für eine Region“, unterstrich Frandsen.
Verkürzung der Fahrzeit
Wenn die Strecke Niebüll-Esbjerg durchgehend auf 120 km/h trassiert und ausgerüstet wäre, könnten die Fahrgäste ab Niebüll 25 Minuten einsparen (85 Minuten anstatt 110 min Fahrzeit), ab Tondern 15 Minuten auf dann eine Stunde Fahrzeit. Auch von Vorteil wäre, dass Dänemark dann ein Fahrzeug einsparen könnte. Technisch sei alles kein Problem, denn schon heute sei in den Zügen die modernste Signaltechnik Europas eingebaut, erklärt die NEG.
Steigerung von mehr als 30 Prozent möglich
Die NEG geht davon aus, dass mit zwei bis vier Fahrtenpaaren mehr – vor allem in den Früh- und Spätlagen – und der Fahrzeitverkürzung die Anzahl der Reisenden auf über 120.000 steigen kann; also wäre noch einmal eine Steigerung von mehr als 30 Prozent möglich.
* Auszug aus dem Beitrag „Im Eurotunnel wurde Bahnwiedereröffnung ausgeheckt“ Der Nordschleswiger, deutsche Tageszeitung in Dänemark vom 21.07.2020