Nachruf Dipl.-Ing. Heinz Kurz
Herr Heinz Kurz wurde am 29. Juli 1939 in Breslau (Schlesien) geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Bielefeld. Sein Abitur machte er 1959 in Essen. Danach folgte sein Maschinenbaustudium an der TH Darmstadt, welches er 1965 als Dipl.-Ing. abschloss. Folgende Stationen seines Berufslebens sind ein hervorragendes Beispiel für den Werdegang eines Eisenbahningenieurs der „alten Schule“. Am Anfang seiner Tätigkeit bei der Deutschen Bundesbahn standen als Basis für weitergehende Aufgaben, die Referendarausbildung und die Staatsprüfung für den höheren Dienst, Leiter einer Dienststelle und die Vertreterfunktion in einem Maschinenamt. Nach dieser Ausbildung und den ersten Praxisjahren wurden ihm 1969 die Leitung des Prüffeldes für die Werksabnahme von Dieselmotoren und hydrodynamischen Getrieben im Ausbesserungswerk Nürnberg übertragen. 1971 erfolgte der Wechsel zum damaligen Bundesbahn-Zentralamt München. Der Einsatz der Gasturbine auf Schienenfahrzeugen, sowie erste Ansätze für einen Hochgeschwindigkeitsverkehr waren damals die Tätigkeiten. Von da an ließ ihn das Thema Hochgeschwindigkeitsverkehr nicht mehr los. Mit der Beurlaubung zur DE-Consult, wo er 1973 die Leitung der Projektbegleitung des Rad-Schiene-Forschungsprogramms der Bundesregierung übernahm, begann die sichtbare fortwirkende Karriere seiner beruflichen Tätigkeit. 1977 erfolgte die Rückkehr zum Bundesbahn-Zentralamt München, wo er mit der Leitung der
Konzeptions- und Definitionsphase des sogenannten R/S-VD „Rad/Schiene Versuchs- und Demonstrations-Fahrzeuges“ betraut wurde. Als aus dem R/S-VD dann der ICE in der Form des Voraus- und Versuchsfahrzeuges ICE/V wurde, war Herr Kurz bahnseitig mit der Projektleitung beauftragt. Diese Arbeit war überaus erfolgreich. Das Jubiläumsjahr 1985 wurde mit der öffentlichkeits-wirksamen Präsentation des ICE/V als dem „Konzeptionellen Vorläufer“ des Serien ICE zu einem großen Erfolg für die Deutsche Bundesbahn und die deutsche Bahnindustrie. Herr Kurz leitete die folgenden Versuchsprogramme und bereitete zusammen mit den Versuchsanstalten die Weltrekordfahrt des ICE/V am 1.Mai 1988 mit damals etwas mehr als 400 km/h vor.
Das erprobte Fahrzeug ging anschließend als ET 401 (ICE 1) in die Serienproduktion. An der Weiterentwicklung des ICE 1 zum ICE 2 war Herr Kurz maßgeblich beteiligt.
1993 erfolgte der Wechsel in die Zentrale der DB nach Frankfurt. Dort wurde er mit der Leitung der „Technik der Triebzüge“ und der „Technik der Wagenzüge“ des Fernverkehrs betraut. Nach und nach vervollständigte er die ICE-Fahrzeugfamilie für die unterschiedlichsten Einsatzfelder bis hin zum ICE der dritten Generation. Bei der Eröffnungsfahrt des ICE 3 nach Paris war es Herr Kurz, der den ICE mit dem TGV im Gare d‘lest ankuppeln ließ, ein für die SNCF und DB AG epochaler Schritt in die Zukunft des europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs.
Aber auch beim klassisch lokbespannten Zug konnten er mit der Einführung des Streuwagen-Betriebes der Inter-City-Züge bis 200 km/h neue Maßstäbe setzen.
Auch international war er von den 90er Jahren bis zum Jahre 2000 Sprecher der internationalen Arbeitsgruppe „Rollmaterial“ zur Vorbereitung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs im Transeuropäischen Netz“, ein Prozess, der die notwendigen Aktivitäten von Bahnen, Bahnindustrie, nationalen Ministerien und EU zu einer einheitlichen Vorgehensweise führen sollte.
Ende 2003 ging Herr Kurz in den Ruhestand.
Ja, der Werdegang klingt nach einer vergangener Zeit. Aber durch die systematische und konsequente Versetzungspolitik der damaligen Verantwortlichen konnte umfassendes und persönlich erlebtes Systemwissen entstehen.
Wissen, über das Herr kurz umfänglich verfügte.
Herr Kurz war ein umsichtig handelnder, auf die Erfüllung klarer Ziele fokussierter, vorbildlicher Mensch, Vorgesetzter und Fachexperte, der seine Person nie in den Mittelpunkt des Geschehens stellte. Er verfasste zahlreiche Fachbeiträge und Bücher aus und über den Bereich der Eisenbahnverkehrstechnik.
Für die Zeitschrift ZEVrail war er von 2009 bis 2011 als Chefredakteur tätig. Er erwarb sich sehr schnell hohe Anerkennung und wurde auch persönlich von der Redaktion und dem Verlag sehr geschätzt.
In Anerkennung seiner Verdienste wurde Herr Kurz u.a. mit der Beuth-Medaille der DMG geehrt.
Am 16. Juli 2024 verstarb Heinz Kurz vollkommen unerwartet im Alter von knapp 85 Jahren, auf der Bahnreise vom Bodensee nach München.
Unser Mitgefühlt gilt den Angehörigen.
Die Herausgeber und der Fachwissenschaftliche Beirat von ZEVrail werden Heinz Kurz immer in dankbarer Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.
Andre Plambeck
Ingulf Leuschel