Damit überschreitet der ICE 3neo die Grenzen in europäische Nachbarländer
DB Systemtechnik unterstützte Siemens bei Zulassungstests für den Velaro MS. Als ICE 3neo der DB soll der Hochgeschwindigkeitszug über Deutschland hinaus auch in Belgien und den Niederlanden unterwegs sein. Er muss in insgesamt vier Bahnstromsystemen funktionieren, dafür braucht er entsprechend qualifizierte Stromabnehmer.
Auf deutschen Strecken ist der bis zu 320 km/h schnelle ICE 3neo bereits seit Dezember 2022 unterwegs. Im Jahr 2024 – nach erfolgter Zulassung – wird die Deutsche Bahn den mehrsystemfähigen Zug auch für den grenzüberschreitenden Verkehr nach Belgien und in die Niederlande einsetzen. Er wird die inzwischen störanfälligen Vorgängermodelle auf den Verbindungen von Frankfurt/Main nach Amsterdam und Brüssel ersetzen.
Dank spezieller Technik und mit entsprechenden Stromabnehmern können die 90 ICE 3neo, die die DB bei Siemens bestellt hat, im deutschen Bahnstromsystem ebenso selbstverständlich unterwegs sein wie in den Systemen der Niederlande und Belgiens. Für Reisende bedeutet diese Mehrsystemfähigkeit weiterhin: schnelle grenzüberschreitende Verbindungen ohne Umsteigen.
Vor dem Einsatz im Fahrgastbetrieb steht allerdings für den ICE 3neo wie für jeden neuen Zugtyp ein strenges und umfangreiches Zulassungsverfahren. Dafür muss Siemens als Hersteller diverse Nachweise erbringen. Bei den Zulassungstests der Stromabnehmer unterstützten die Fachleute der DB Systemtechnik.
Die länderübergreifende Test- und Messkampagne war äußerst anspruchsvoll, berichtet das Testteam der DB Systemtechnik: So mussten zwei unterschiedliche AC-Stromabnehmertypen mit 1 950 mm Wippenbreite für Deutschland und die Niederlande sowie für Belgien mit 1 600 mm Wippenbreite optimiert und geprüft werden, außerdem der DC-Stromabnehmer mit unterschiedlichen Einstellungen für Belgien und die Niederlande an verschiedenen Positionen auf einer einzelnen und auf zwei gekuppelten Zugeinheiten in Wechselwirkung mit den Oberleitungen auf unterschiedlichen Referenzstrecken.
Das Testprogramm für die Überprüfung der Stromabnehmer auf den geforderten Referenzstrecken wurde zusammen mit den DB-Systemtechnik-Experten, dem jeweiligen Eisenbahnverkehrsunternehmen (in Deutschland DB Systemtechnik) und den Siemens-Spezialisten und Projektleitern straff organisiert. Zur Prüfung der Wechselwirkung zwischen Stromabnehmer und Oberleitung kam hauptsächlich das Kontaktkraft-Messverfahren zum Einsatz. Für die Prüfungen der Wechselwirkung mit den DC-Oberleitungen in Belgien und in den Niederlanden wurde zusätzlich das Lichtbogen-Messverfahren eingesetzt. Dadurch konnte die Zulassung des Zuges für 160 km/h mit vier gehobenen DC-Stromabnehmern in den Niederlanden abgesichert werden.
Die vereinbarten Prüfberichte übermittelte die DB Systemtechik pünktlich an Siemens Mobility. Dem Fahrzeughersteller dienen sie als Grundlage, um die Zulassung bei der Europäischen Bahnaufsichtsbehörde ERA zu erlangen; damit sind sie eine wichtige Voraussetzung für die Inbetriebnahme des ICE 3neo in der innovativen Mehrsystemvariante. Außerdem wird damit der jeweilige Netzzugang sichergestellt.