Bericht vom IZBE-Forum Eisenbahnlärm
Bedeutung gewonnen. Das Innovationszentrum Bahntechnik Europa e. V. (IZBE), Dresden (DE), unterstützt von der Wirtschaftsförderung Sachsen, führte am 5. Februar 2015 mit einem Forum gut 50 Akteure dieses Bereichs zusammen. Sascha Behnsen vom IZBE als Moderator stellte heraus, dass die Gewährleistung der gesellschaftlich notwendigen Mobilität nicht immer konfliktfrei sei, sondern auch im Bereich der per se umweltfreundlichen Eisenbahn negative Auswirkungen auf Anwohner habe. Ying Löschel (Deutsche Bahn) betonte die Wichtigkeit des Themas und stellte Handlungsfelder und Aktivitäten der DB vor. Sie berichtete u. a. zum aktuellen Stand der Lärmminderungen mit dem Ziel, bis zum Jahr 2020 den Lärm zu halbieren, um die Akzeptanz des Schienenverkehrs sicherzustellen. Infrastrukturseitig sind 1 400 km Strecke lärmsaniert. Gemäß der deutschen Fördersystematik werden der DB Schenker Rail nur 1/6 der Gesamtkosten für die Umrüstung und Instandhaltung der 60 000 Bestandswaggons erstattet. In der Schweiz trägt die öffentliche Hand sämtliche Kosten. Abschließend ging Frau Löschel auf das Bemühen der DB ein, mit allen Betroffenen dieses Themas offen und proaktiv zu kommunizieren: So sei das „Infomobil Lärmschutz“ bundesweit unterwegs. Im März 2015 wurde in Berlin ein stationärer „Info-Punkt Lärmschutz“ eröffnet. Dr. Jens Böhlke, Abteilungspräsident des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA), verwies auf die Notwendigkeit, die volkswirtschaftlichen Kosten der Verlärmung zu betrachten. Das EBA unterstütze die Lärmvorsorgemaßnahmen nach Kräften und habe unlängst die Lärmkartierung für das Kernnetz der DB aktualisiert, um betroffenen Kommunen die nötigen Informationen (z. B. für Lärmaktionspläne) bereitzustellen. Kritisch gewertet wurde im Auditorium das umfangreiche, komplizierte und teure Zulassungsverfahren für neue Anwendungen des Lärmschutzes. Vertreter von Bürgerinitiativen für Bahnlärmschutz machten deutlich, dass die Form der technischen Umsetzung völlig nachrangig wäre, wichtig sei die erzielte Wirkung von Maßnahmen. Generell müsse der Gesundheitsschutz das Primat vor allen wirtschaftlichen Betrachtungen haben. Nicht einig wurde man sich zu verkehrsorganisatorischen Maßnahmen wie einer nächtlichen Geschwindigkeitsreduzierung oder die Verlegung des Güterverkehrs in die Tagstunden. Die betrieblichen und damit auch wirtschaftlichen Auswirkungen für die Eisenbahn wären erheblich, es stehe dadurch eine Verkehrsverlagerung auf die Straße zu befürchten, argumentierten die Bahnbetreiber. Interessant war die durch einen Teilnehmer vorgeschlagene „Lärmfalle“ für Güterzüge analog zur volkstümlich „Radarfalle“ genannten Geschwindigkeitsüberwachung auf Straßen. Technisch wäre es ohne weiteres möglich, die Lärmemission eines vorbeifahrenden Güterzuges wagen- bzw. achsgenau zu messen, was Voraussetzung für eine entsprechende Sanktionierung wäre. Ohnehin war festzustellen, dass es zahlreiche anwendungsbereite Lösungen für den Bahnlärmschutz gibt, deren Umsetzung von den Akteuren im Schienenverkehr nicht allein finanziert werden könne. Hier ist die öffentliche Hand gefordert, die ein Förderprogramm auf den Weg bringen müsse, um die Bürger vor Schienenverkehrslärm wirksam zu schützen. Mit dem Verweis auf das im April 2015 in Dresden geplante Symposium „Nachhaltigkeit im Schienenverkehr“ endete die gut dreistündige Veranstaltung, die in einer durchweg konstruktiven und sachlichen Atmosphäre stattfand. Für den Mai 2015 ist das zweite abendliche „IZBE-Forum“ geplant. Das IZBE ist ein Netzwerk von bundes- und europaweiten Forschungseinrichtungen und Firmen mit dem Ziel der Förderung und Stärkung von Innovationen im Bereich der spurgeführten Systeme.
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