Knappe Budgets für den Ausbau von Infrastruktur zwingen bei der Planung neuer Projekte im Hochgeschwindigkeitsverkehr zu einem Abwägen zwischen dem, was technisch machbar, betrieblich notwendig, politisch gewollt und wirtschaftlich vertretbar ist. Mit hohen Betriebsgeschwindigkeiten befahrbare Neubaustrecken können durch attraktive Reisezeiten Aufkommen von anderen Verkehrsträgern abziehen. Hierfür ist zu prüfen, welche Geschwindigkeiten für eine Konkurrenzfähigkeit der Schiene notwendig sind.
Innerhalb einer umfangreichen Wettbewerbsanalyse des deutschen Fernverkehrs wurden die Fahr- sowie Reisezeiten des Straßen-, Schienen- und Luftverkehrs einander gegenübergestellt und statistisch ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass die Inbetriebnahme verschiedener Neu- und Ausbaustrecken in den letzten Jahren auf einer Vielzahl von Strecken für Reisezeitverkürzungen gesorgt hat, aber nur auf wenigen Städteverbindungen dadurch wirklich konkurrenzfähige Reisezeiten erreicht wurden. Im Vergleich dazu wurden in anderen europäischen Ländern Bahnverbindungen realisiert, die nicht nur den größten Teil des Luftverkehrs auf der jeweiligen Strecke ersetzt haben, sondern auch einen hohen Anteil des Individualverkehrs für sich gewinnen konnten. Das wichtigste Kriterium für die Qualität einer Fernverkehrsrelation ist die über sie erreichbare Reisezeit im Vergleich zur Reisezeit der anderen Verkehrsträger.