Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) führte von 2018 bis 2023 ein ATO-Pilotprojekt (ATO: Automatic train operation) unter Verwendung der konventionellen Aussensignalisierung und dem Zugbeeinflussungssystem ETCS L1LS durch. Die Resultate lassen ein durchwegs positives Fazit zu. Es ist gelungen, die technische und betriebliche Machbarkeit mit zwei unterschiedlichen Systemen auf bestehender und unveränderter Infrastruktur mittels nicht kommerziellen Testfahren im Mischverkehr des fahrplanmässigen Tagesbetriebs aufzuzeigen.
Ein solches System, welches auf bestehender Aussensignalisierung (und somit in Abweichung von den parallel zum Projekt entstehenden ERA-Normen) basiert, bietet eine sehr interessante Zwischenlösung bis zum streckenseitigen Rollout der Führerstandsignalisierung. Insbesondere in den Kernzonen der stark ausgelasteten Netze der Schweiz (unter anderem Leman, Bern, Zürich) könnte dieser Rollout noch mehrere Jahrzehnte auf sich warten lassen – und hier ist das Nutzenpotenzial von ATO am höchsten. Der Ansatz könnte somit über ein bis zwei technologische Lebenszyklen genutzt werden.