Neue Schweißtechnologie international bewährt
Unter den verschiedenen Schienen-Schweißverfahren ist das vollautomatische elektrische Abbrennstumpfschweißen besonders schnell und führt zu sehr exakten, qualitativ hochwertigen, sauberen und gut dokumentierten Verbindungen. Plasser & Theurer liefert dafür den Schweißroboter APT 1500 R in unterschiedlichen Ausführungen: APT 1500 RA als ein Schienenfahrzeug, APT 1500 RL als Zweiwege-LKW und APT 1500 RC als Container, der auf einen passenden Tragwagen aufgesetzt wird. So sind alle denkbaren Einsatzfälle abgedeckt. Die aktuelle, 2012 eingeführte, Entwicklungsstufe arbeitet weltweit schon in mehr als 21 Exemplaren. Die Arbeitsbedingungen und lokalen Herausforderungen sind dabei sehr unterschiedlich. Aktuelle Beispiele aus Japan, Mexiko und den USA unterstreichen das
Japan
Zum ersten Mal seit Inbetriebnahme des Tohoku-Shinkansen der East Japan Railway Corporation (JR East) im Juni 1982 werden derzeit die Schienen getauscht. Die nachts in einer extrem kurzen Zeitspanne auszuführenden Arbeiten begannen im Februar 2017 und werden voraussichtlich bis 2026 andauern. Plasser & Theurer lieferte zusammen mit Nippon Plasser und der ROBEL Bahnbaumaschinen GmbH ein spezielles Schienenwechselsystem REX-S 1200. Zu diesem REX-S gehört eine APT 1500 RA, die regionalen Besonderheiten wie der geringen Radsatzlast von maximal 15 Tonnen entsprechen musste. Da ein kompletter Schienentausch in der knappen Arbeitszeit nicht möglich ist, werden zunächst 150 m lange Schienenstücke vorgelagert und die mobile Abbrennstumpfschweißmaschine APT 1500 RA beginnt mit deren Verschweißen auf bis zu zwei mal 1200 m Länge. Die Schienen werden zudem geschliffen und fixiert. Der Tausch von Alt- gegen Neumaterial durch zwei spezielle Auskreuzwagen des REX-S binnen 30 Minuten und das Verbinden der Anschlüsse unter Vorspannung – wiederum mit dem Schweißroboter der APT 1500 RA – sind in einer zweiten Nachtpause erledigt.
USA
Eine APT 1500 RL auf Zweiwege-Lkw wird neu in den USA eingesetzt. Plasser American und Plasser & Theurer setzten den modifizierten Schweißroboter APT 1500 R auf ein US-Fahrgestell mit zwei Schienen- und insgesamt sieben gummibereiften Achsen (davon vier liftbar). Dieser für die lokalen Ansprüche modifizierte APT 1500 RL des Infrastrukturbetreibers CSX Transportation ist der erste vollautomatische Schienenschweißroboter im amerikanischen Markt. Der APT 1500 RL wird nach dem Wechsel von Zwischenlagen benötigt. Anders als in Europa werden dafür die Schienen aufgetrennt und vorübergehend zur Gleismittenachse verlagert. Beim Schienenwechsel wiederum kann es erforderlich sein, Profil- und Höhenunterschiede auszugleichen. Zudem müssen häufig Übergangsstücke zwischen verschieden stark abgenutzten oder sogar unterschiedlichen Profilen eingeschweißt werden. Anders als bei den bekannten Lösungen auf Schienen- oder Straßenfahrzeugen ist beim US-Truck die Ruheposition des Schweißaggregates nicht in den Aufbau integriert. Der Antrieb bei Schienenfahrt obliegt dem Doppelachsaggregat des LKW-Fahrgestells, die zwei Schienen-Radsätze der „Hi-Rail“-Ausstattung dienen der Spurführung.
Mexico
Die zunächst für stationäre Anwendungen gebaute APT 1500 RC ist nun als Container per LKW-Trägerfahrzeug beim Neubau einer knapp 60 Kilometer langen Regionalzugstrecke im Einsatz. Die zu verbauenden Schienen – sie entsprechen in Profil und Güte europäischen Maßstäben – werden von der APT 1500 RC vor der Montage zu Langschienen verschweißt. Der Roboter kommt in einer Sechstagewoche mit Zweischichtbetrieb so auf rund 200 einzelne Schweißungen. Die große Höhe der Baustelle auf bis zu 2650 m Seehöhe verringert aufgrund physikalischer Randbedingungen die Leistung des Antriebsmotors. Eine spezielle Mittelfrequenz-Leistungselektronik sichert die Energieversorgung und damit die beständig hohe Güte der Schweißverbindung.
Vom Flachland bis ins Hochgebirge
Um nach den positiven Erfahrungen in Mexiko auch künftig Bahnen und Infrastrukturen mit Schienenstrecken in Höhenlagen über 2000 m Seehöhe bedienen zu können, wurde ein APT 1500 RL an der Großglockner-Hochalpenstraße in Österreich für Probeschweißungen mit eigens antransportierten Schienenstücken getestet – auch dies mit Erfolg. Damit steht, völlig unabhängig von Spurweite und maximaler Achslast, einem Einsatz nicht nur an Hochgeschwindigkeitsstrecken und höchst belasteten Güterbahnen, sondern auch auf Gebirgsbahnen nichts mehr entgegen.